Setzen sich für ihre Mitschüler ein: die Demokratiepaten Alina Nowacki (v.l.), Marlon Glatzel und Marietta Berghorn. © Hannes Gaumann

Barnstorf – Die Schülerinnen und Schüler der Christian-Hülsmeyer-Schule (CHS) in Barnstorf haben seit diesem Jahr eine neue Anlaufstelle, an die sie sich wenden können, wenn sie ein Anliegen haben. Neun sogenannte Demokratiepaten bieten mehrfach im Monat eine Sprechstunde an und haben ein offenes Ohr für die Bedürfnisse ihrer Mitschüler. Derzeit sind sie auf der Suche nach Nachfolgern. Außerdem sind sie und ihre Lehrer stolz darauf, dass sie für ihr Engagement sogar einen Preis gewonnen haben.

Alina Nowacki, Marietta Berghorn und Marlon Glatzel sind zusammen mit ihren sechs weiteren Demokratiepaten-Kollegen im Rahmen des Projekts „Mut zur Demokratie“, das der Landkreis Diepholz und die Polizeiinspektion Diepholz betreuen, zu Demokratiepaten ausgebildet worden. Während eines zweitägigen Workshops haben sie unter anderem gelernt, wie sie ihre Mitschüler bei demokratischen Prozessen unterstützen können.

Mittlerweile ist bereits die zweite Generation der Demokratiepaten an der CHS aktiv. Sie sind von der ersten Generation, den jetzigen Zehntklässlern, ausgebildet worden und führen das, womit ihre Mitschüler angefangen haben, zusammen mit diesen fort. Ausgebildet werden sollen zukünftig immer Schüler des neunten Jahrgangs. Daraus soll sich ein ständig fortlaufendes Schneeballsystem entwickeln. „Das finde ich besonders schön, dass es weitergeht und nichts einmaliges ist“, meint Schulleiter Matthias Grau. Unterstützt werden die Schüler von der Sozialpädagogin Marie Düllmann und der Bildungsreferentin Julia Grimpe-Nagel.

Derzeit sind die aktuellen Demokratiepaten auch schon dabei, Nachfolger für die Zukunft zu suchen. „Wir sind durch die neunten Klassen gegangen und haben gefragt, wer Lust hat, zur dritten Generation zu gehören. Da hatten wir viele Bewerber“, erklärt Marlon. „Wir haben hier etwa 50 Bewerbungen. Sie haben uns alle aufgeschrieben, warum sie das Projekt gerne begleiten möchten“, ergänzt Marietta. „Daraus wählen wir sieben Personen aus. Das ist bei 50 Bewerbern ganz schön schwierig. Da muss man sich schon ordentlich Gedanken machen“, erzählt Alina.

Für ihr Engagement sind die Barnstorfer Schüler mehrfach geehrt worden. Zum einen bei einer Veranstaltung, zu der der Landkreis Diepholz sämtliche Demokratiepaten aus dem gesamten Kreisgebiet nach Twistringen eingeladen hatte. Zum anderen waren sie beim Wettbewerb „Demokratie leben an Schulen in Niedersachsen“, den das „Institut für vernetztes Denken“ verleiht, erfolgreich. Matthias Grau erklärt: „Die hatten damals einen Workshop mit uns. Dabei ging es auch um Demokratie. Daraus ist entstanden, dass wir uns mit unserem Demokratieprojekt beworben haben.“ Die Schule sei dann zur Preisverleihung nach Hannover eingeladen worden und habe den dritten Platz erreicht. „Die Demokratiepaten haben 200 Euro erhalten, die sie nun für ihre Aktionen verwenden können.“ Außerdem habe es noch spannende Führungen durch die Universität und den Landtag in Hannover gegeben, berichtet der Schulleiter.

Das Herzstück der Arbeit der Demokratiepaten an der CHS sind ihre Sprechstunden, die sie mehrfach im Monat anbieten. „Bei den Treffen sprechen die Schüler an, welche Veränderungen sie an der Schule wollen“, berichtet Marlon. „Wir gucken dann gemeinsam, wie wir die Ideen umsetzen können“, sagt Alina. So sei zum Beispiel der Wunsch nach mehr Spiegeln und Waschbecken in den Toiletten an sie herangetragen worden. Das hätten sie dann an die Schulleitung weitergegeben. „Wir haben das ebenfalls schon an den Schulträger weitergeleitet und die sind da auch bemüht da nachzusteuern“, erzählt Matthias Grau.

Alina fällt ein weiteres Beispiel ein: „Unsere Mitschüler hatten sich mehr Rasenflächen gewünscht. Das haben wir gut umsetzen können. Ein alter Fahrradständer ist weggekommen und jetzt ist dort wieder mehr Rasenfläche.“ Immer mal wieder kämen auch Mitschüler auf die Demokratiepaten zu, die ein Problem mit einer anderen Person haben. „Dann können wir das ansprechen und versuchen zu schlichten“, sagt Marietta. „Wir haben eine Verschwiegenheitspflicht. Unsere Mitschüler können uns vertrauen“, meint Alina.

Er finde es toll, dass die Schüler durch die Sprechstunde „einen Raum haben, wo sie über alles offen sprechen und sich gegenseitig austauschen können“, so der Schulleiter. Alina ergänzt: „Manchmal können wir Dinge in Bezug auf Demokratie vielleicht nochmal etwas anders erklären als es Erwachsene tun. Wir versuchen es so zu gestalten, dass es nicht langweilig rüberkommt und wollen unseren Mitschülern zeigen, wie cool es sein kann, sich mit der Demokratie zu beschäftigen.“

Wer diese Aufgaben zukünftig übernimmt, müssen die aktuellen Demokratiepaten nun herausfinden, wenn sie sich Gedanken über die Bewerbungen ihrer Mitschüler machen. Matthias Grau stellt abschließend fest: „Viele in der Gesellschaft sagen ja, die Jugend habe kein Interesse mehr. Unsere Schüler beweisen bei dem Demokratiepaten-Projekt das Gegenteil.“HANNES GAUMANN

Quellenangabe: Diepholzer Kreisblatt vom 05.12.2025, Seite 9